„Man kann über alles schreiben, was einen beschäftigt“

Magdalena Riedl erzählt über ihre Erfahrungen beim Erstellen ihrer vorwissenschaftlichen Arbeit zum Thema „Utopie eines Bedingungslosen Grundeinkommens“.

Literacy.at: Wie bist du auf dein Thema gekommen, wurdest du bei der Themenfindung beraten?
Magdalena Riedl: Erstmals konfrontiert mit meinem VWA-Thema, dem „Bedingungslosen Grundeinkommen”, wurde ich im Ethik-Unterricht in der 7. Klasse. Da mir die Idee sofort sinnvoll erschien, recherchierte ich zu Hause einmal unabhängig vom VWA-Prozess, einfach aus Interesse, verlor das Thema dann aber irgendwie wieder aus den Augen. Im Laufe der 7. Klasse habe ich dann selbstständig eine ziemlich umfangreiche Liste möglicher VWA-Themen zusammengestellt, mich auch sehr oft umentschieden und bin schlussendlich doch wieder beim „Bedingungslosen Grundeinkommen” gelandet, einfach, weil ich glaube, dass es eine mögliche Antwort auf eine Vielzahl gesellschaftlicher Fragen unserer Zeit darstellt. Beraten wurde ich hierbei primär von meinem familiären Umfeld, da mein ursprünglicher Betreuungslehrer die Schule gewechselt hat und ich folglich den Betreuungslehrer gewechselt habe. 

Wenn du nicht über dieses Thema geschrieben hättest, welches wäre es dann geworden?
Auf meiner Liste war alles Mögliche zu finden, angefangen bei verschiedenen Formen der Kapitalismuskritik über die Colonia Dignidad als Teil des Pinochet-Regimes bis zu den Auswirkungen der Tierindustrie auf die globale Erwärmung, dem Huthi-Konflikt im Jemen, aber auch bis zu bedeutenden Frauen wie Simone de Beauvoir, Hannah Arendt oder Frida Kahlo und deren Schaffen. Das Schöne an der VWA war für mich, dass man ja tatsächlich über so gut wie alles schreiben kann, was einen beschäftigt.

Deine Meinung: Das Thema eher allgemein halten oder lieber eng ziehen?
Meiner Meinung nach ist es wichtig, den Titel der Arbeit so allgemein wie möglich zu halten. Man weiß nämlich nie, wie viele Quellen man im Endeffekt zu Teilaspekten findet, und insbesondere, wie sinnvoll diese dann tatsächlich für die Arbeit sind. Wenn aber der Themenbereich selbst allzu groß gefasst ist, besteht die Gefahr, dass die Arbeit eher oberflächlich wird und man keine Möglichkeit hat, sich tiefgründiger mit dem gewählten Thema auseinanderzusetzen.

Wann hast du mit der VWA begonnen?
Mit dem Schreiben habe ich in den letzten beiden Wochen der Sommerferien zwischen der 7. und 8. Klasse begonnen. Da mein Thema in den letzten Jahre medial häufig präsent war, habe ich seit meiner Entscheidung für das Thema laufend diverse Artikel gesammelt. Literatur habe ich mir zu Beginn der Ferien zum Teil in der OÖ. Landesbibliothek ausgeliehen, zum Teil auch selbst erworben.

Welche Arbeiten zur VWA sollten SchülerInnen deiner Erfahrung nach bereits in den Sommerferien erledigen?
Ich glaube, dass es generell sinnvoll ist, den Großteil der VWA in den Sommerferien zu erledigen. Die 8. Klasse nimmt ohnehin sehr viel Zeit in Anspruch, sowohl schulisch als auch in Bezug auf den Maturaball, die Organisation der Maturareise, Zukunftsplanung etc. Ich würde schätzen, dass ich zu Schulbeginn rund drei Viertel der Arbeit fertiggestellt hatte, um den Rest dann in den Semesterferien zu vervollständigen. Ich bin rückblickend sehr froh darüber, weil ich mir so viel unnötigen Frust und Stress ersparen konnte.

War es schwierig für dich, die Termine zu halten?
Nein, eigentlich überhaupt nicht.

Welche Aufgabe kam deinem Betreuungslehrer zu? Fühltest du dich gut betreut?
Mir war bereits vor der Wahl meines Betreuungslehrers bewusst, dass ich am liebsten selbstständig arbeite, deshalb habe ich mir auch meinen Geografie-Lehrer ausgesucht, weil ich wusste, dass er mir diesen Freiraum lassen würde. Ab und zu hat er mir einen Artikel zum Thema mitgebracht, vor allem hat er mit mir aber über die Vor- und Nachteile des „Bedingungslosen Grundeinkommens” diskutiert, was mir dabei geholfen hat, meine Linie bezüglich der Thematik zu finden.

Welchen Bereich des Arbeitens hast du am schwierigsten empfunden?
Das Anfangen. Als ich mich dann hingesetzt und einfach einmal angefangen habe, ist es viel einfacher geworden. Außerdem war für mich schwierig, dass ich aufgrund des begrenzten Umfangs nicht weiter in die Tiefe gehen konnte, so wie ich es eigentlich gerne gewollt hätte.

Hast du es während des Arbeitens bereut, dieses Thema ausgewählt zu haben?
Nein, ich war und bin weiterhin begeistert von meinem Thema. Durch die intensive Auseinandersetzung damit im Zuge der VWA bin ich zu einer überzeugten Verfechterin des „Bedingungslosen Grundeinkommens” geworden.

Welche Tipps kannst du zur Präsentation der VWA geben?
Die VWA-Präsentation war für mich die größte Hürde der gesamten Matura, weil ich vor Publikum und unter Druck noch nie gerne Reden gehalten habe. Im Endeffekt war es aber wirklich nur halb so schlimm. Man sollte sich überlegen, welche Aspekte der Arbeit einem persönlich am wichtigsten erscheinen und welche man gerne kommunizieren möchte. Die fertige Präsentation würde ich so oft wie möglich wiederholen, bis man sie verinnerlicht hat. Zur eigentlichen Präsentation sollten Notizen nur noch dem Sicherheitsgefühl dienen.

Dein persönlicher Tipp für alle, die ihre VWA vor sich haben?
Die VWA ist eine der wenigen Möglichkeiten während der gesamten AHS-Laufbahn, um komplett kreativ zu sein, sich selbst für ein Thema zu entscheiden und sich intensiv damit auseinanderzusetzen. Vielleicht kann man beim Arbeiten den „Ich muss das jetzt machen“-Gedanken zur Seite schieben und sich an diesem positiven Aspekt orientieren.