Die VWA als ambitioniertes Forschungsprojekt mit Überraschungen

Astrid Albrechts VWA-Thema war die VWA selbst bzw. ihr Einfluss auf die spätere Studienwahl und den Berufswunsch. Untersucht hat sie ihre Fragestellungen mittels einer anonymisierten Online-Umfrage.

Astrid, wie bist du auf dein VWA-Thema gekommen?
Astrid Albrecht: In der Zeit der Themenfindung habe ich mich selbst stark damit auseinandergesetzt, was ich nach der Matura machen möchte. In dem Zusammenhang kam bei mir die Frage auf, welchen Einfluss die Wahl meines VWA-Themas auf meine zukünftige Laufbahn haben könnte. Nachdem ich dazu und auch generell zur Meinung von Maturant/innen über die VWA keinerlei Literatur gefunden habe, habe ich mich dazu entschieden, selbst mit einer Umfrage Daten zu dem Thema zu erheben.

Wie hast du das Zeitmanagement deiner Arbeit angelegt?
Ich habe im zweiten Semester der 7. Klasse ein Auslandssemester in Kanada gemacht und währenddessen angefangen, die Online-Umfrage für meine Arbeit zu erstellen und erste Daten zu sammeln. Als ich dann in der 8. Klasse wieder in Wien war, habe ich begonnen, Diagramme zu erstellen, um einen ersten Eindruck von meinen Ergebnissen zu erhalten. Als ich den Großteil meiner Daten gesammelt hatte, habe ich mit dem Schreibprozess begonnen.

Welche Arbeiten zur VWA sollten Schüler*innen deiner Erfahrung nach bereits in den Sommerferien vor der 7. Klasse erledigen?
Wenn man zu dem Zeitpunkt bereits ein Thema hat, was meiner Umfrage zufolge meistens der Fall ist, sollte man meiner Meinung nach Quellen, Hintergrundinformationen und erste Literatur suchen, um das Thema besser eingrenzen zu können, und sich dann eine Struktur bzw. einen groben Plan für die Gliederung der Arbeit zurechtlegen.

Für deine Arbeit hast du die Untersuchungsmethode der Umfrage gewählt. Was galt es dabei zu beachten?
Ich habe mir gut überlegt, welche Fragen ich stellen soll und welche Fragen interessante und für meine Arbeit relevante Ergebnisse bringen werden. Dabei ist mir aufgefallen, dass es besonders wichtig ist, dass sich die Antwortmöglichkeiten deutlich voneinander unterscheiden und dass es das Auswerten stark erleichtert, wenn man die Option von Freitexten, wenn möglich, vermeidet. Bevor ich meinen anonymisierten Online-Fragebogen dann an eine große Gruppe von Personen geschickt habe, habe ich eine Pilotphase durchgeführt und die Umfrage zuerst in einem kleineren Rahmen getestet. Dieser so gewonnene erste Eindruck war sehr hilfreich, um letzte Ungereimtheiten zu bereinigen.

Wie viele Personen konntest du befragen und wo lagen die Herausforderungen bei der Suche nach Probanden?
Zuerst habe ich mich an Freunde und Verwandte gewandt und diese gebeten, meine Umfrage auszufüllen und weiterzuleiten. Da ich jedoch möglichst repräsentative Ergebnisse wollte, schrieb ich schließlich Direktionen von Wiener Gymnasien an und bat sie um Unterstützung, woraufhin ich deutlich mehr Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern bekam als von Student/innen. Da ich aber ein möglichst ausgewogenes Verhältnis anstrebte, versuchte ich noch mehr Student/innen zu finden, die bereit waren, an meiner Umfrage teilzunehmen. Das stellte sich jedoch als nicht so einfach heraus, da ich oft unter Hinweis auf den Datenschutz keine Antworten bekam. Trotz allem konnte ich im Zeitraum von etwa sieben Monaten 445 Personen mit meiner anonymisierten Online-Umfrage befragen, was meine ursprünglichen Erwartungen weit übertroffen hat.

Hat dich an den Ergebnissen deiner Umfrage etwas überrascht?
Ja, auf jeden Fall! Je mehr ich mich mit den Daten beschäftigt habe, desto mehr Zusammenhänge sind mir zwischen den Fragestellungen aufgefallen. Bei den Ergebnissen hat mich überrascht, dass tatsächlich fast drei Viertel der Befragten ihr Thema heute wieder wählen würden. Außerdem hat meine Umfrage ergeben, dass mehr als drei Viertel der Befragten die VWA als eher sinnvoll erachten, wobei die Beurteilung durch die Student*innen (die bereits zeitlichen Abstand zum Schreiben ihrer VWA haben) deutlich positiver ist. Sie haben scheinbar erkannt, dass die VWA auch eine gute Übung für das Studium ist.

Gab es auch bzgl. Betreuungsperson interessante Ergebnisse in deiner VWA, die du hier teilen möchtest?
Da ich in meiner Umfrage mehrere Fragen zu diesem Thema gestellt habe und sich auch klare Ergebnisse gezeigt haben, beantworte ich diese Frage gerne: Befragte wählten ihre Betreuungslehrerin bzw. ihren Betreuungslehrer meist aufgrund fachlicher und organisatorischer Kompetenz und Sympathie aus. Leider fühlte sich mehr als ein Viertel nicht ausreichend gut betreut, wobei dies meist an organisatorischen und technischen Schwierigkeiten lag. Viele der Befragten nahmen daher zusätzlich externe Hilfe, zum Beispiel von Verwandten, an.

Welcher Bereich oder Abschnitt deiner Arbeit hat dir am meisten Freude bereitet?
Am meisten Freude hat mir das Aufstellen von immer neuen Hypothesen, das Auswerten der Antworten und das Finden von statistisch signifikanten Unterschieden gemacht. Außerdem hat mich die ständig wachsende Zahl der beantworteten Fragebögen sehr motiviert und auch die Tatsache, dass die Anzahl der Schüler/innen und Student/innen schlussendlich ausgewogen war, wodurch meine Umfrage deutlich repräsentativer wurde.

Ich möchte dir gerne eine Frage stellen, die du selbst auch in deiner Arbeit gestellt hast: Würdest du dein Thema heute nochmals wählen und was würdest du rückblickend bei der Bearbeitung des Themas heute vielleicht anders machen?
Ich würde mein Thema auf jeden Fall wieder wählen! Ich würde mir aber, bevor ich mit dem Auswerten beginne, einen genaueren Plan zurechtlegen, um strukturierter arbeiten zu können und Zeit zu sparen. Zudem würde ich die Pilotphase noch intensiver gestalten, um noch genaueres Feedback von dieser ersten Gruppe von Befragten zu erhalten. Das könnte viel Arbeit bei der Auswertung ersparen.

Zum Abschluss: Was ist dein persönlicher Tipp für alle, die ihre VWA noch vor sich haben?
Das Wichtigste ist meiner Meinung nach, ein Thema zu wählen, das einen wirklich interessiert und mit dem man sich auch in mehreren Monaten noch beschäftigen möchte. Außerdem kann ich nur allen raten, möglichst früh anzufangen, um vor dem Abgabetermin entspannter zu sein.

Juli 2023